Reformation • Johannes Clajus d. Ä. • Apotheke • Postwesen • Rathaus • Andreas Bolde • Brühl & Friedrich • Kreis Schweinitz • Marie Louise von François • Schweinitzer Kreisblatt • Sparkasse • Eisenbahn • Elsterregulierung • Freiwillige Feuerwehr • Werner Janensch • Krankenhaus • Stadtpark & Denkmäler • Industrialisierung • Stadtansichten um 1900
Unstrittig ist, dass nach der 1522 erfolgten Einführung der Reformation in Herzberg die beiden großen Reformatoren unsere Stadt besuchen. Wenigstens je ein genaues Datum ist dafür belegt. Mit sechs Pferden bringt der Rat der Stadt Torgau Martin Luther am 24. April 1522 nach Herzberg. Und von Philipp Melanchthon wissen wir aus einem Brief an Justus Jonas, dass er vom 17. bis 23. Dezember 1533 in unserer Stadt weilt. Ölgemälde mit Darstellungen der beiden Reformatoren befinden sich seit 1594 in der Kirche und sind Cranach-Entwürfen nachempfunden.
Als Clajus 1535 das Licht der Welt erblickt, sind seit der Einführung der Reformation in Herzberg gerade einmal dreizehn Jahre vergangen. Nach seiner Schulzeit bekommt er als Erster die durch den Kurfürsten Moritz dem Rat der Stadt zugestandene Freistelle an der Fürstenschule zu Grimma. Hier bleibt er von 1550 bis 1555 und wechselt nach Leipzig. Die Lehrerstelle in Herzberg bekleidet Clajus ab 1558 für zwei Jahre. Ernüchtert von der Kleinbürgerlichkeit verlässt er seine Heimatstadt. Weitere Stationen seines Lebens sind: Goldberg, Frankenstein, Wittenberg, Nordhausen und Bendeleben, wo er am 11. April 1592 als Pfarrer stirbt. Er geht in die Geschichte als einer der bedeutsamsten Verfasser der deutschen Grammatik ein.
Der Apotheker Paul Arnold aus Görlitz erhält 1609 das Privileg zur Einrichtung einer Apotheke in Herzberg. Das ist ein weiterer wichtiger Schritt in der Entwicklung der Stadt. Von nun an müssen die Bürger nicht mehr in die benachbarten größeren Städte fahren, um sich mit Arzneien zu versorgen.
Die sächsische Landvermessung unter Adam Friedrich Zürner schafft die Voraussetzungen für den Ausbau des sächsischen Postwesens. Das Hauptanliegen ist die Aufstellung von Postmeilensäulen, die Festlegung des Postweges und dessen Wegstrecke. Damit sollen das Informations- und das Transportwesen entscheidend verbessert werden. Lange sträuben sich unsere Herzberger Stadtväter gegen die Errichtung und vor allem gegen die Bezahlung einer solchen Säule. Wir wissen nicht, ob es je eine gab. Sicher wissen wir jedoch, dass eine Poststation in Herzberg existierte. Hauptaufgabe der Post in früheren Tagen ist die Beförderung und Unterbringung von Reisenden in festen Unterkünften. Die Standorte wechseln öfter und auch die Dienstleistungen der Post verändern sich mit den Jahren. Von 1880 bis 1897 beherbergt ein Gebäude in der Torgauer Straße die Post. Ab 1897 bezieht die Post ihr Domizil am Mühlgraben, auf dessen Gelände sich später auch das Telefonamt ansiedelt.
Nachdem bereits 1290 ein Schultheiß Nikolaus erwähnt wird, erfahren wir 1422 erstmals von einem Rathaus. Dieses oder dessen Nachfolgebau wird Ende des 16. Jahrhunderts wegen Baufälligkeit abgebrochen. Ein neues Rathaus wird 1616 eingeweiht. Eine größere bauliche Veränderung erhält das Gebäude mit dem Umbau 1849/50. Hierbei entfernt man die Außentreppe an der Vorderfront und schafft neben einer neuen Raumaufteilung das innen liegende Treppenhaus. In heutiger Zeit wird das Rathaus von 1994 bis 1996 umfangreich saniert und im Inneren nochmals großzügig den heutigen Anforderungen angepasst.
Auch wenn Andreas Bolde inzwischen zu einer lokalen Legende geworden ist, wissen wir nicht zuverlässig, ob er tatsächlich einen beherzten Schuss auf den feindlichen Oberst Götze im September 1631 abfeuerte. Fest steht, dass die gefürchteten kaiserlichen Truppen, die laut dem Chronisten Schulze die Stadt „von der Morgenseite her berennet“ haben, die Erstürmung der Stadt abbrechen. Herzberg bleibt Schlimmes erspart, ein seltenes Glück während der Wirren und Schrecken des Dreißigjährigen Krieges.
Unter Heinrich von Brühl wird das Grochwitzer Schloss von 1732 bis 1738 umfangreich umgebaut. Der persönlichen Antipathie Brühls und Friedrichs des Großen ist es geschuldet, dass Letztgenannter das Schloss im Siebenjährigen Krieg plündern und am 7. September 1758 anzünden lässt. So sind heute nur die Baupläne des Brühlschen Schlosses erhalten.
Für sein Bündnis mit Napoleon muss nach dessen Niederlage der sächsische König Friedrich August I. schwer büßen. Er verliert neben großen Landesteilen auch Herzberg. Fortan gehört unser Gebiet zum Königreich Preußen, Provinz Sachsen. Die bisher bestehende sächsische Ämteraufteilung wird aufgehoben und der preußische Kreis Schweinitz 1816 eingerichtet. Es ist, der sächsischen Vorgeschichte geschuldet, für die Namensbildung das ehemals großflächigste Amt heranzuziehen.
Herzberg ist jedoch von Anfang an Kreissitz und bleibt es bis 1952. Danach wird Herzberg Kreissitz eines verkleinerten Kreises im Bezirk Cottbus. Seit der Großkreisbildung 1993 ist Herzberg Kreisstadt des Landkreises Elbe-Elster im Land Brandenburg.
Als Tochter eines preußischen Majors wird am 27. Juni 1817 die bekannte Dichterin in Herzberg geboren. Das Porträt ist eine seltene Fotografie, die sie als ältere Dame zeigt. François‘ Vater ist sicherlich am Bau des in ihrem Geburtsjahr errichteten Zeughauses der hiesigen Garnison beteiligt. Es stand auf dem Grundstück des heutigen Gymnasiums Haus 2 und wurde von dort 1899 zum heutigen Standort an die Ladestraße des Stadtbahnhofes umgesetzt.
Mit dem 2. Juli 1831 bekommt Herzberg durch den hier abgebildeten Verleger Eduard Schirrmeister eine eigene Zeitung, links die erste Ausgabe des Lokalblattes, das auch Amtsnachrichten enthielt. Auf der Postkarte kann man das 1877 neu gebaute Druckereigebäude an der Südpromenade erkennen.
Mit einer Einlage von 12 Talern des Fräuleins Marie Sommer wird im Juli 1837 der Kassenbetrieb der neu gegründeten Sparkasse des Schweinitzer Kreises eröffnet. Die Einlagen und Geschäfte wachsen stetig und bringen der Bevölkerung große Vorteile. Eine ernste Bewährungsprobe muss die Sparkasse im Ersten Weltkrieg und mit dem folgenden Währungsverfall bestehen. Doch auch von Verbrechern wird sie heimgesucht. So versuchen am 31. August 1929 vier Berliner die Tresorräume aufzubrechen. Der Versuch schlug fehl.
Mit dem Bau der Bahnlinie Berlin - Dresden, 1845 bis 1848, erhält Herzberg den direkten Anschluss an die Metropolen Deutschlands. Weit außerhalb gelegen wird der Anhalter Bahnhof an dieser Bahnstrecke errichtet. Eine Ergänzung für diese Bahnanbindung erhält Herzberg mit dem Bau der Niederlausitzer Eisenbahn ab 1896. Diese wird jedoch 100 Jahre später stillgelegt.
Aktien dienten zur Finanzierung der Niederlausitzer Eisenbahn.
Die erste Regulierung der Schwarzen Elster wird von 1852 bis 1864 durchgeführt. Sie umfasst den Bereich von Tätzschwitz bis Premsendorf. Den alten Elsterstrom mit seinen vielen Verzweigungen darf man sich vorstellen wie den Spreewald. Durch die Regulierung sollte das Wasser schneller abfließen, um so Verbesserungen für die Landwirtschaft zu erreichen. Durch das Austrocknen der Sümpfe wollte man auch das Ausbreiten von Infekten eindämmen. Heute denken wir anders darüber und beginnen mit der Renaturierung unseres Heimatflusses.
Der Brand der Klosterkirche 1868 und der damit einhergehenden Einäscherung von 24 Wohnhäusern im direkten Umfeld ist der Auslöser für die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr 1875. Seitdem hatte sie manche Bewährungsprobe zu bestehen. Die Zeichnung stellt die Ruinen der Klosterkirche dar. Daneben ein Brand aktuelleren Datums: Das Grochwitzer Schloss, wie es in der Nacht vom 14. März 1992 in Flammen steht und zum Einsatzort der mutigen Feuerwehrleute wird.
Viele von uns werden es schon bestaunt haben: das riesige Skelett des Brachiosaurus brancai im Berliner Naturkundemuseum. Ein kleines Stück davon stünde uns Herzbergern eigentlich zu. War es doch der am 10. November 1878 in unserer Stadt geborene Werner Janensch, der es auf seiner Tendaguru-Expedition von 1909 bis 1913 ausgegraben hat.
73403,53 Mark hat das 1886 erbaute Krankenhaus gekostet. Es hatte 26 Betten und wird nach der biblischen Heimat des Lazarus „Bethanien“ benannt. Die ärztliche Betreuung übernimmt der Herzberger Arzt Dr. Rudolph Franz. Über die Jahrzehnte wächst der Bettenbestand bis 1985 auf 316 Stück. Das Personal wird von anfänglich fünf auf 301 Personen aufgestockt. Der am Westrand der Stadt 1994 bis 1997 errichtete Neubau des Elbe-Elster-Klinikums verfügt über 215 Betten.
Der Verschönerungsverein macht seinem Namen alle Ehre. Ab 1886 beginnt er mit dem Anlegen des Stadtparks. Neben umfangreichen Anpflanzungen aller Art werden auch Erinnerungsbäume gesetzt. So die 1871 gepflanzte Friedenseiche hinter dem heutigen Spielplatz und 1883 die Luthereiche am Kurbad.
Aus Dankbarkeit für die deutsche Einheit wird dem Reichskanzler Otto von Bismarck 1904 ein Denkmal errichtet. Nach 1950 wird die Reliefplatte entfernt und schließlich 2001 eine neue angebracht. Die anderen Fotos zeigen das 1926 errichtete Gefallenendenkmal für die Opfer des Ersten Weltkrieges, das 1934 eingeweihte Andreas-Bolde-Denkmal und das Ernst-Thälmann-Denkmal (1983-2009) an der Schanze.
Mit der Gründung von Fabriken beginnt eine bescheidene industrielle Entwicklung in der Stadt. Die Darstellungen auf dem Briefkopf von Schliebens Möbelfabrik wirken arg überhöht und entsprechen so dem Stil der Zeit. Sie zeigen den Ursprungsbetrieb in der Mönchstraße und den Standort in der Anhalter Straße, der späteren Konsumbäckerei.
Weiterhin abgebildet sind das 1900 gegründete Armaturenwerk, das Elektrizitätswerk, heute Deutsches Rotes Kreuz, die 1881 errichtete Stärkefabrik auf dem Grundstück der späteren Schulküche und die Molkerei in der Karl-Liebknecht-Straße.